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2.
März 2009

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Heute
ist Rosenmontag in
Griechenland,
der erste Fastentag. Traditionell
fahren die Menschen in die Berge oder ans Meer, veranstalten Picknicks.
Kinder lassen ihre Drachen steigen. In Plataria wird von der
Stadtverwaltung die traditionelle griechische Bohnensuppe, die
“Fasoláda” und dazu Oliven und das
“Lagána” ein
traditionelles Fasten-Brot, kostenlos serviert.
Der Himmel ist grau, mitunter regnet es. Adorno schreibt mir, dass der
weiße Kater wahrscheinlich von einem Auto angefahren worden
ist.
Ein Bein ist gebrochen, ein anderes ausgekugelt. Er war in Igoumenitsa
zum Tierarzt, hat aber nicht gewusst, dass der Rosenmontag ein Feiertag
in Griechenland ist. Armer Kater. Adorno will sich um ihn
kümmern.
Nachmittags gehe ich auf die Promenade. So viele Autos, so viele
Menschen habe ich hier noch nie gesehen. Eigentlich wollte ich eine
Kleinigkeit essen, doch in den Tavernen gibt es keine freien Tische.
Ich gehe weiter bis zum Strand, den auch andere Menschen heute zu einem
Spaziergang nutzen.
Auf dem Rückweg sehe ich, dass gerade eine Familie die
Außenterrasse vom Oil+Lemon verlässt. Ein Tisch mit
direktem
Blick auf das Meer ist frei geworden. Dort setze ich mich hin. Auch bei
schlechtem Wetter ist es schön, das Meer zu beobachten. Es
dauert
recht lange, bis ich bedient werde. Außer George sind noch
zwei
neue Kräfte im Einsatz und trotzdem sind sie mit diesem
Ansturm
völlig überfordert. Doch die Gäste
zeigen
Verständnis, Niemand beschwert sich.
George fragt mich, was ich möchte. Ich weiß es
nicht, es
liegt keine Karte aus. Er bittet mich mitzukommen und führt
mich
zum Tresen. Olga kümmert sich um mich, empfiehlt mir ein
traditionelles Fastenessen, dass ihre Mutter gekocht hat. Sepia mit
Kartoffeln, dazu eine interessante Käsemischung, die aus vier
verschiedenen Käsesorten besteht und mit frischem Paprika, der
so
klein geschnitten ist, dass man ihn nicht sieht. Na, gut, denke ich,
lass ich mich mal überraschen und gehe zu meinem Tisch
zurück.
Der Rotwein, die Käsemischung und Brot werden gleich serviert.
Der
Käse ist genial! Das Rezept werde ich mir merken. Eigentlich
würde mir das schon als Mahlzeit genügen, es ist sehr
sättigend. Ich esse nur die Hälfte, damit Sepia und
Kartoffeln noch Platz in meinem Magen finden.
Übrigens wird Sepia selbst von den Strenggläubigen in
der
Fastenzeit gegessen, weil es zu den Meerestieren gehört, die
kein
Blut haben.
Der Teller mit einer guten Portion Sepia wird serviert. Die Kartoffeln
sind wohl kurz in Olivenöl gebraten worden, dem etwas
Paprikapulver zugefügt wurde. Sie schmecken gut. Auch das
Sepia
hat einen feinen milden Geschmack. Ich schaffe es tatsächlich
alles zu essen und sogar noch anschließend die
Schüssel mit
dem Käse zu leeren. Inzwischen verabschieden sich einige
Gäste und zum Schluss sitze ich allein auf der Terrasse.
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Ich nehme Karaffe und Glas an mich
und gehe in die Taverne an den Tresen.
Eine Frau spielt Bouzouki und singt dazu. Sie hat eine sehr
wohlklingende samtene Stimme. Man spürt und sieht, dass sie
mit
Leidenschaft spielt und singt.
Später unterhalte ich mich ein wenig mit ihr. Sie spricht gut
Deutsch, lebte mal in Wuppertal.
Dem
kleinen Mädchen, das mit am Tisch der Bouzouki-Spielerin
sitzt,
gefällt die Musik auch. Hingebungsvoll spielt sie mit einem
Plektron auf dem Instrumentenkoffer.
Das Personal räumt die Tische auf, schleppt voll beladene
Tabletts
in
die Küche. Zwei ältere Frauen helfen
zusätzlich in der
Küche aus,
sicherlich alles Familienangehörige. Irgendwann sind nur noch
Familienangehörige in der Taverne und meine Wenigkeit. George
fegt
den Boden, was ich als Kompliment auffasse - ich bin wohl kein Gast
mehr, gehöre schon zum Inventar. |
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