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17. März 2009

Kommando-Brücke
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Das Wella-Färbungs-Gemisch hat meine Haare in sehr
helles Blond verwandelt. Für meinen Geschmack ist
es zu blond geworden. Aber wenigstens sieht es
noch natürlich aus.
Ich freue mich auf die Bootsfahrt und gehe um 10
Uhr auf die Marina. Massimo taucht aus dem
Maschinenraum auf, er hat Öl nachgefüllt. Heute
fährt er zum
zum ersten Mal in diesem Jahr mit seiner "Delfino
Pazzo II" raus.
Er hilft mir über den Bootssteg und ich stehe mit
etwas wackligen Beinen auf dem Boot. Etliche
Leinen und Kabel müssen gelöst werden, Ich helfe
ihm den Sichtschutz von den Fenstern zu entfernen.
Massimo startet den Motor und fährt vorsichtig aus
dem Liegeplatz heraus.
Die Delfino ist 13 m lang, hat einen Diesel-Motor.
An Bord gibt es
zwei Kommando-Brücken, eine im inneren Bereich und
eine auf dem Oberdeck.
Je nach Wetterlage kann er das Schiff Drinnen oder
Draußen steuern.
Das Boot hat alles, was man für eine längere Fahrt
braucht. zwei Schlafzimmer, ein Bad mit Dusche,
eine Kombüse - Massimo kann auch kochen. Neben
Funk-Gerät und Radio gibt es auch einen Fernseher.
Ich habe mich auf das Sonnendeck gesetzt und
schaue zu, wie Massimo den Anker einholt. Er läuft
geschäftig hin und her, tritt auf Knöpfe, die die
Ankerkette bewegen, es rasselt laut. Er flucht
etwas auf griechisch. Es gibt Probleme. Der Anker
des großen Segelschiffes, das neben seinem Boot an
der Marina liegt, hat seinen Anker, so in das Meer
geworfen, dass er die Ankerkette von Massimos Boot
behindert.
Auf dem Foto ist der fremde Anker zu sehen, der
über der Ankerkette von Massimos Schiff hängt.
Massimo erzählt, dass es schon das 2. oder 3. Mal
vorgekommen ist. Er schafft es nach einigem hin
und her und mit Hilfe eines Seiles, den Anker zu
lösen. Doch bei dem Versuch, seine Ankerkette
jetzt einzuholen, muss er wieder abbrechen, ein
2., wohl größerer Anker behindert immer noch seine
Ankerkette.
Obwohl er darüber sauer ist, bewahrt er Haltung
und zeigt Humor. Es wird nichts mit dem Ausflug,
er muss dem Kapitän des Segelschiffes Bescheid
geben, dass er seinen Anker gelöst hat. Außerdem
muss das Segelschiff als erstes Boot auslaufen und
die beiden Anker einholen.
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Bis hierher bin ich Boot gefahren. Das große
Segelschiff rechts neben dem Auto hat wohl die
Anker falsch geworfen.
Wir nehmen die Sache mit viel Humor und Massimo
fährt das Boot auf den Liegeplatz zurück.
Eigentlich wollte er mit mir nach Sivota fahren,
dort anlegen und essen gehen. - Schade!
Also gehen wir zu Dimitris, setzen uns in die
Sonne. Doch es ist so heiß, dass ich mich lieber
in den Schatten setze. Massimo bestellt einen
Ouzo, ich einen Tsipouro. Dazu bekommen wir
frittierte Fische, Weißkrautsalat und Brot. Wir
unterhalten uns dabei und er erzählt mir, warum er
sein Boot "Delfino" genannt hat.
Vor vielen Jahren hat er sich in Italien ein
kleineres Motor-Boot gekauft und wollte mit seiner
Frau nach Griechenland fahren. Das Wetter war sehr
stürmisch und sie mussten erstmal im Hafen
liegenbleiben. Die Hafen-Aufsicht meinte, dass am
nächsten Tag das Wetter besser ist. Also fuhr
Massimo nachts um 4 Uhr los. Doch auf der Fahrt
wurde es immer stürmischer, die Wellen waren
teilweise 10 Meter hoch. Seine Frau blieb unter
Deck und er musste sich durch die Wellen kämpfen,
die auf das Boot schwappten. Seine größte Sorge
war, dass das Wasser den Benzin-Motor erreicht,
der im Gegensatz zum Diesel-Motor, elektrisch
betrieben wird.
Auf einmal sieht er einen Delfin, der das Boot
begleitet. Irgendwie wirkt es beruhigend auf
Massimo. Der Delfin begleitet ihn, bis er sicher
im Hafen von Igoumenitsa ankommt. Das kleine
Motorboot hat er anschließend verkauft und sich
ein größeres Boot mit Diesel-Motor gekauft. Das
erhielt dann den Namen "Delfino Pazzo". Pazzo ist
italienisch und heißt "verrückt, irre".

Massimos Leben ist bisher sehr aufregend,
teilweise dramatisch gewesen und er möchte daher,
dass ich seine Biografie schreibe. Mit Stolz trägt
er eine Goldkette an der ein goldener Davidstern
hängt. Er ist Italiener und war 21 Jahre mit einer
deutschen Frau verheiratet, die an Krebs gestorben
ist.
Danach ist er nach Griechenland ausgewandert.
Er erinnert mich irgendwie an "Don Camillo" aus
der italienischen Filmreihe "Don Camillo und
Peppone"
Wenn das Wetter mal schlechter ist, werden wir uns
zusammensetzen und damit anfangen.
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Inzwischen
haben
sich
zwei Männer an einen der Tische gesetzt und
Massimo sagt mir, dass der Eine der Kapitän des
Segelschiffes ist, der das Desaster verursacht
hat. Er sieht auch wie ein Kapitän aus. Dunkler
Blazer mit Goldknöpfen, weißes Oberhemd. Irgendwie
wirkt er borniert.
Als er mal aufsteht und an unserem Tisch
vorbeikommt, spricht Massimo ihn an und erzählt
ihm die Anker-Story. Der Kapitän meint, dann müsse
er sein Schiff mal rausfahren. Massimo solle ihm
doch Bescheid geben, wenn er wieder fahren will,
dann würde er sein Schiff bewegen. Na, toll!!!
Anschließend setzt er sich in aller Ruhe zu seinem
Kumpel und genießt die Sonne Griechenlands.
Ich verabschiede mich von Massimo, gehe nach Hause
und lege mich für einige Zeit auf meine
Sonnenliege.
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